Die Energieberatung bei Neubauten hat das Ziel, von Anfang an ein energieeffizientes, wirtschaftliches und nachhaltiges Gebäude zu planen und umzusetzen. Bereits in der Entwurfsphase werden Bauherrschaft und Planungsteam dabei unterstützt, den Energiebedarf des Gebäudes zu minimieren, erneuerbare Energien sinnvoll zu integrieren und die Lebenszykluskosten im Blick zu behalten. Im Vordergrund steht nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Mindestanforderungen, sondern die Entwicklung eines stimmigen Gesamtkonzepts aus Architektur, Technik, Komfort und Ökologie.
Neubauten unterliegen in Deutschland den Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Dieses Gesetz definiert Grenzwerte für den Primärenergiebedarf, den Wärmeschutz der Gebäudehülle sowie Anforderungen an Anlagentechnik und Nutzung erneuerbarer Energien. Die Energieberatung hilft dabei,
den geplanten Neubau so zu konzipieren, dass die GEG-Anforderungen sicher eingehalten oder unterschritten werden,
die notwendigen energetischen Nachweise (z. B. nach DIN V 18599 bzw. DIN 4108/4701) frühzeitig zu berücksichtigen,
und spätere Planungsänderungen oder kostenintensive Nachbesserungen am nahezu fertigen Gebäude zu vermeiden.
Damit erhält die Bauherrschaft eine verlässliche Grundlage, um Rechtskonformität und Planungssicherheit zu gewährleisten.
Ein Kernpunkt der Neubau-Energieberatung ist die optimierte Gebäudehülle. Bereits im Entwurf werden Fragen zur Gebäudeform, Ausrichtung und Kompaktheit behandelt, um solare Gewinne, Verschattung und Wärmeverluste sinnvoll zu steuern. Typische Themen sind:
Dämmstandard von Außenwänden, Dach, Bodenplatte bzw. Kellerdecke
Qualität und Ausführung von Fenstern und Außentüren (Rahmen, Verglasung, Einbau)
Wärmebrückenminimierung an Anschlüssen und Bauteilübergängen
luftdichte Ausführung der Hülle mit anschließender Überprüfung (z. B. Blower-Door-Test)
Ziel ist eine hochwertige Gebäudehülle, die nicht nur den Energiebedarf reduziert, sondern auch thermische Behaglichkeit, Schimmelsicherheit und Dauerhaftigkeit der Konstruktion unterstützt.
Auf die Gebäudehülle abgestimmt werden Heiz-, Kühl- und Warmwassersysteme geplant. Die Energieberatung beleuchtet unterschiedliche Systemvarianten hinsichtlich Effizienz, Investitionskosten, Betriebskosten und Förderfähigkeit, zum Beispiel:
Wärmepumpensysteme (Luft, Sole, Wasser)
effiziente Brennwerttechnik in Kombination mit regenerativen Anteilen
Flächenheiz- und -kühlsysteme (z. B. Fußboden-, Decken- oder Wandheizung)
zentrale oder dezentrale Warmwasserbereitung
Kombinationen mit Solarthermie oder Photovoltaik
Ziel ist ein System, das energetisch sinnvoll dimensioniert, regelungstechnisch durchdacht und auf die Nutzung des Gebäudes abgestimmt ist, ohne überdimensioniert oder unnötig komplex zu werden.
Ein weiterer Baustein ist ein geeignetes Lüftungskonzept. Moderne, luftdichte Gebäude benötigen eine geplante Form der Luftzufuhr und -abfuhr, um Luftqualität, Feuchteschutz und Energieeffizienz sicherzustellen. Die Energieberatung berücksichtigt unter anderem:
natürliche Lüftung (Fensterlüftung) mit lüftungstechnischem Nachweis
kontrollierte Wohnraumlüftung mit oder ohne Wärmerückgewinnung
Kombination verschiedener Lüftungsstrategien, z. B. in Mehrfamilienhäusern oder Nichtwohngebäuden
Dabei wird darauf geachtet, dass ein gesundes Raumklima entsteht, Zugerscheinungen vermieden werden und Lüftungswärmeverluste so gering wie möglich ausfallen.
Die frühzeitige Planung von Photovoltaik-, Solarthermie- oder anderen regenerativen Systemen erleichtert die konstruktive und technische Integration. In der Energieberatung werden u. a. folgende Aspekte betrachtet:
Eignung von Dachflächen und Fassaden (Ausrichtung, Neigung, Verschattung)
Abstimmung von Photovoltaik und Wärmepumpe, Speichertechniken und Lastmanagement
Einsatz von Solarthermie zur Warmwasserbereitung oder Heizungsunterstützung
Optionen zur Einbindung weiterer regenerativer Systeme (z. B. Biomasse, Umweltwärme)
Ziel ist es, Primärenergiebedarf und CO₂-Emissionen deutlich zu reduzieren und gleichzeitig eine wirtschaftlich tragfähige Lösung zu finden.
Neben der reinen Energieeffizienz rücken zunehmend nachhaltige Baustoffe und der Ressourceneinsatz über den Lebenszyklus in den Fokus. In der Energieberatung können daher auch Fragen zur Materialwahl und zur ökologischen Bewertung einfließen:
Einsatz von Baustoffen mit geringem ökologischen Fußabdruck (z. B. Holz, recycelte Materialien, ökologische Dämmstoffe)
Betrachtung von Grauer Energie und Rückbaubarkeit
langlebige, wartungsarme Konstruktionen und Anlagentechnik
Damit unterstützt die Energieberatung nicht nur niedrige Betriebsenergieverbräuche, sondern auch eine insgesamt nachhaltige Bauweise.
Ein wesentlicher Zweck der Energieberatung im Neubau ist die wirtschaftliche Bewertung der vorgeschlagenen Maßnahmen. Dazu gehören:
Gegenüberstellung von Mehrinvestitionen und Einsparungen bei den Betriebskosten
Abschätzung von Amortisationszeiten und Lebenszykluskosten
Berücksichtigung von Fördermitteln (Zuschüsse, zinsgünstige Kredite, Boni)
So kann die Bauherrschaft erkennen, welche Maßnahmen nicht nur energetisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich attraktiv sind. Ein gut abgestimmtes Energiekonzept führt zu stabilen Betriebskosten und erhöht die Wertbeständigkeit des Gebäudes.
Eine frühzeitig eingebundene, qualifizierte Energieberatung ist entscheidend für einen Neubau, der ökonomisch und ökologisch überzeugt. Sie sorgt dafür, dass Architektur, Baukonstruktion, Haustechnik und Nutzung konsequent auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Gleichzeitig werden rechtliche Anforderungen sicher erfüllt, Förderchancen genutzt und spätere Korrekturen vermieden.
Auf diese Weise trägt die Energieberatung dazu bei, Neubauten mit einem geringen Energiebedarf, einem hohen Komfortniveau und einem positiven ökologischen Fußabdruck zu realisieren.