Der Blower-Door-Test ist ein genormtes Verfahren zur Messung der Luftdichtheit eines Gebäudes. Mit einem regelbaren Ventilator wird eine definierte Druckdifferenz zwischen Innen- und Außenluft erzeugt (in der Regel ± 50 Pascal). Aus dem dabei notwendigen Luftvolumenstrom wird abgeleitet, wie viel Luft durch Fugen, Anschlüsse und andere Undichtheiten der Gebäudehülle strömt. Die Messung wird nach DIN EN ISO 9972 in Verbindung mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) durchgeführt und liefert Kennwerte wie den Luftwechsel n₅₀ bzw. flächenbezogene Leckagekennwerte.
Beim Blower-Door-Test wird in eine Außentür oder ein Fenster ein luftdicht schließender Rahmen mit Plane und Ventilator eingesetzt. Alle Außenfenster und Außentüren werden geschlossen, innere Türen in der Regel geöffnet. Durch den Ventilator wird nun ein Unterdruck oder Überdruck im Gebäude aufgebaut, typischerweise in mehreren Stufen bis 50 Pascal. Messgeräte erfassen dabei kontinuierlich:
– die Druckdifferenz zwischen innen und außen
– den zugehörigen Luftvolumenstrom des Ventilators
Aus diesen Messreihen wird eine Luftdurchlässigkeitskurve berechnet. Daraus ergeben sich Kennwerte wie der n₅₀-Wert (Luftwechsel je Stunde bezogen auf das beheizte Innenvolumen) oder der q₅₀-Wert (Luftvolumenstrom je Quadratmeter Hüllfläche). Je niedriger diese Werte, desto luftdichter ist das Gebäude.
Ermittlung der Luftdichtheit
Der wichtigste Zweck der Messung ist die quantitative Bestimmung der Luftdichtheit der Gebäudehülle. Die Luftwechselrate n₅₀ zeigt, wie oft das Innenraumvolumen bei 50 Pascal Druckdifferenz pro Stunde ausgetauscht wird. Damit lässt sich überprüfen, ob ein Gebäude das geplante energetische Niveau und die geforderten Grenzwerte nach GEG und den einschlägigen Normen einhält.
Parallel zur Messung wird die erzeugte Druckdifferenz genutzt, um Leckagen aufzuspüren. Mit Rauchstiften, Luftgeschwindigkeitsmessern, der Hand oder Thermografie lassen sich undichte Stellen an Fenstern, Dachanschlüssen, Installationsdurchdringungen, Steckdosen, Rollladenkästen und ähnlichen Schwachstellen lokalisieren. Undichte Bereiche führen zu:
– unkontrollierten Lüftungswärmeverlusten,
– Zugerscheinungen und Komforteinbußen,
– Feuchte- und Kondensatproblemen in der Konstruktion mit Risiko für Schimmelbildung und Bauschäden.
Eine luftdichte, aber kontrolliert belüftete Gebäudehülle ist ein wesentlicher Baustein der Energieeffizienz. Durch Reduktion unkontrollierter Lüftungsverluste sinken Heiz- bzw. Kühlenergiebedarf und Betriebskosten. Gleichzeitig verbessert sich das Raumklima, da Zugluft und kalte Luftströmungen reduziert werden und Lüftungskonzepte (Fensterlüftung oder Lüftungsanlage) gezielt geplant werden können.
Im Blower-Door-Test werden insbesondere folgende Kennwerte ausgewertet:
– n₅₀ [1/h]: Luftwechselrate bei 50 Pascal, bezogen auf das beheizte Innenvolumen
– q₅₀ [m³/(h·m²)]: Luftvolumenstrom bei 50 Pascal, bezogen auf die Hüllfläche
Nach GEG und den zugehörigen Regelwerken gelten u. a. folgende Richtwerte für die Luftwechselrate n₅₀ (vereinfachter Überblick):
– Gebäude ohne raumlufttechnische Anlage: n₅₀ ≤ 3,0 1/h
– Gebäude mit raumlufttechnischer Anlage: n₅₀ ≤ 1,5 1/h
– besonders dichte Gebäude (z. B. Passivhausstandard): Empfehlung n₅₀ ≤ 0,6 1/h
Die exakten Anforderungen richten sich nach Gebäudetyp, Nutzung, Lüftungskonzept und der zugrunde gelegten Berechnungsmethode. Grundlage sind DIN EN ISO 9972 mit nationalem Anhang sowie ergänzend bauphysikalische und energetische Regelwerke (z. B. DIN 4108-7, DIN V 18599).
Vor der Messung wird das Gebäude gemäß der Norm und dem nationalen Anhang vorbereitet. Dazu gehören insbesondere:
– Schließen aller Fenster und Außentüren
– Einstellung der inneren Türen entsprechend dem Messzweck
– Verschließen bzw. Öffnen bestimmter Öffnungen (z. B. Abluftanlagen, Kaminklappen) gemäß Checkliste
– Abschalten von Lüftungsanlagen und sonstigen ventilatorischen Einrichtungen
Ziel ist ein definierter Prüfzustand, der mit der energetischen Bilanzierung vergleichbar ist.
Anschließend erfolgt die eigentliche Messung:
– Erzeugen mehrerer Druckstufen im Unterdruck- und Überdruckbetrieb
– Aufnahme von Druckdifferenz und Luftvolumenstrom für jede Stufe
– Berechnung der Kennwerte n₅₀ bzw. q₅₀
– Dokumentation in einem Prüfbericht
Parallel oder im Anschluss wird die Leckagesuche durchgeführt. Hierbei wird die künstliche Druckdifferenz genutzt, um mit Rauch, Luftgeschwindigkeitsmessern oder Thermografie die konkreten Undichtheiten aufzuspüren und fotografisch zu dokumentieren.
Der Blower-Door-Test ist im deutschen Gebäudeenergiegesetz (GEG) verankert. Das Gesetz fordert eine dauerhaft luftundurchlässige Ausführung der wärmeübertragenden Umfassungsflächen einschließlich der Fugen. Die Luftdichtheitsmessung nach DIN EN ISO 9972 ist das anerkannte Verfahren, um diese Anforderung quantitativ zu überprüfen.
Ein Blower-Door-Test ist insbesondere dann erforderlich oder üblich, wenn:
– in der energetischen Berechnung ein reduzierter Luftwechsel angesetzt wurde,
– eine raumlufttechnische Anlage geplant und energetisch berücksichtigt ist,
– Anforderungen aus Förderprogrammen (z. B. Effizienzhaus-Standards) einen Nachweis der Luftdichtheit verlangen,
– ein qualitätsgesicherter Nachweis der luftdichten Ausführung gewünscht ist.
Ein bestandener Blower-Door-Test bedeutet nicht automatisch, dass die Baukonstruktion insgesamt mängelfrei ist. Die Messung gibt eine Luftdichtheitskennzahl wieder und zeigt, ob Grenzwerte eingehalten werden. Sie sagt aber nur begrenzt etwas darüber aus, ob alle Details entsprechend den anerkannten Regeln der Technik ausgeführt sind. Bestimmte konstruktive Mängel können auch in einem luftdichten Gebäude vorliegen und bleiben durch den Test unentdeckt.
Der Blower-Door-Test ist daher als ergänzendes Instrument innerhalb einer umfassenden Qualitätskontrolle zu sehen. Er sollte kombiniert werden mit:
– baubegleitenden Sichtprüfungen und Detailkontrollen,
– bauphysikalischen Bewertungen (Wärmebrücken, Feuchteschutz),
– ggf. weiteren Messungen (Thermografie, Feuchte, Schall).
So entsteht ein differenziertes Bild der Bauqualität, in dem die Luftdichtheit ein wichtiger, aber nicht alleiniger Baustein ist.
Aus Sicht der Baupraxis ist es sinnvoll, Luftdichtheitsmessungen nicht erst zum Projektende durchzuführen. Bewährt haben sich insbesondere zwei Zeitpunkte:
– Zwischenmessung nach Fertigstellung der Luftdichtheitsebene (z. B. vor Innenausbau):
Undichtheiten werden früh erkannt und können mit vergleichsweise geringem Aufwand nachgebessert werden.
– Abschlussmessung nach Fertigstellung des Gebäudes:
Hier wird die Luftdichtheit für den gesetzlichen Nachweis, für Förderprogramme oder als Bestandteil der Abnahme dokumentiert.
Durch diese zweistufige Vorgehensweise lässt sich die Qualität der Gebäudehülle deutlich besser sichern, als wenn nur einmalig am Ende geprüft wird.
Der Blower-Door-Test ist ein zentrales Verfahren zur Überprüfung der Luftdichtheit von Gebäuden. Er ermöglicht die quantitative Bewertung der Luftwechselrate und die gezielte Leckageortung und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu Energieeffizienz, Bauschadensvermeidung und Komfort. Gleichzeitig ersetzt ein bestandener Test keine umfassende Beurteilung der Baukonstruktion, sondern muss als Teil eines übergreifenden Qualitäts- und Kontrollkonzepts verstanden werden.