Vermessung im Denkmalschutz

Bedeutung der Vermessung im Denkmalbereich

Vermessung im Denkmalschutz schafft die geometrische Grundlage für alle weiteren Schritte: Bestandsdokumentation, Raumbuch, Bauphysik, Schadensanalyse, Planung, Ausschreibung und Ausführung. Gerade bei historischen Gebäuden mit verformten Bauteilen, unregelmäßigen Grundrissen und überlagerten Bauphasen ist ein präzises, verformungsgerechtes Aufmaß unverzichtbar. Ziel ist nicht nur die Ermittlung von Längen und Höhen, sondern ein belastbarer, nachvollziehbarer Abbildungsmaßstab des tatsächlichen Ist-Zustands.


3D-Laserscanning – räumliches Aufmaß historischer Bausubstanz

Mit einem 3D-Laserscanner können historische Gebäude als dichte Punktwolken erfasst werden. Der Scanner misst in kurzer Zeit eine sehr große Anzahl von Messpunkten im Raum und erzeugt daraus ein räumliches Abbild des Bauwerks – innen wie außen. Aus diesen Punktwolken lassen sich je nach Aufgabenstellung unter anderem ableiten:

– verformungsgerechte Grundrisse, Schnitte und Ansichten

– Fassadenpläne und Dachaufsichten

– Detailausschnitte für konstruktive Knoten und Anschlussbereiche

– Kontrollschnitte zur Beurteilung von Verformungen, Durchbiegungen und Schiefstellungen

Gerade bei Dachstühlen, Gewölben, Fachwerkfassaden und komplexen Treppenhäusern bietet das 3D-Laserscanning den Vorteil, dass auch schwer zugängliche Bereiche geometrisch erfasst werden können. Die Ergebnisse können direkt in CAD-Systeme und BIM-Modelle übernommen und dort weiterbearbeitet werden.


Tachymetrie mit Leica iCON iCS 50

Ergänzend zum Laserscanning kommt ein Tachymeter in Form eines Leica iCON iCS 50 zum Einsatz. Mit diesem Gerät lassen sich einzelne Punkte und Bauteilkanten sehr präzise in Lage und Höhe bestimmen. Typische Anwendungen im Denkmalbereich sind:

– Einmessen von Achsen, Referenzpunkten und Höhenfestpunkten

– Kontrolle und Ergänzung von Laserscan-Daten durch gezielte Einzelmessungen

– Aufnahme von Außenanlagen, Wegen, Mauern und Einfriedungen

– Übertragung von Planungsmaßen zurück in das Gebäude (z. B. bei Umbau- oder Einbaumaßnahmen)

Die tachymetrische Aufnahme ermöglicht es, ein stabiles Bezugssystem für das gesamte Projekt aufzubauen. Laserscandaten, klassische Aufmaße und Planungsstände können so eindeutig zueinander in Beziehung gesetzt werden. Für spätere Nachmessungen oder Kontrollaufnahmen steht damit ein verlässliches Festpunktnetz zur Verfügung.


Klassisches Handaufmaß als Ergänzung

Neben der elektronischen Vermessung werden historische Gebäude weiterhin auch klassisch von Hand aufgemessen. Bandmaß, Zollstock, Wasserwaage und einfache Nivellierhilfen haben im Denkmalbereich nach wie vor ihren festen Platz, etwa

– bei kleineren Bauteilen und Details,

– in sehr engen oder schwer zugänglichen Bereichen,

– zur schnellen orientierenden Erfassung bei Erstbegehungen oder

– zur Plausibilisierung und Kontrolle digitaler Messergebnisse.

Das Handaufmaß ist insbesondere dann sinnvoll, wenn es um Details, Schichtdicken, konstruktive Querschnitte oder die unmittelbare Verbindung zur Schadensaufnahme geht. In Kombination mit Skizzen und Fotodokumentation entstehen so übersichtliche Unterlagen, die später mit den digitalen Vermessungsdaten zusammengeführt werden können.


Datenformate und Weiterverarbeitung

Aus der Vermessung im Denkmalbereich ergeben sich unterschiedliche Datenformate, die je nach Projektziel eingesetzt werden:

– Punktwolken aus dem 3D-Laserscanning

– Messpunktlisten und Koordinaten aus der Tachymetrie

– verformungsgerechte Grundrisse, Schnitte und Ansichten

– Fassaden- und Deckenpläne als Grundlage für Detailplanung und Schadenskartierung

– Datengrundlagen für BIM-Modelle (z. B. in Archicad mit BIMmTool)

– Maße und Notizen aus dem Handaufmaß für Raumbuch, Bestandsbeschreibung und Schadensdokumentation

Diese Daten werden so aufbereitet, dass sie von verschiedenen Fachdisziplinen genutzt werden können: Architekturplanung, Tragwerksplanung, technische Gebäudeausrüstung, Restaurierung, Bauphysik, Energieberatung, Schadensgutachten und Wertermittlung greifen auf denselben geometrischen Datenbestand zurück. Dadurch werden Planungsfehler und Mehrfachaufnahmen reduziert.


Integriertes Vermessungskonzept im Denkmalschutz

Ein integriertes Vermessungskonzept im Denkmalschutz nutzt die Stärken aller Verfahren: 3D-Laserscanning zur flächendeckenden, detaillierten Erfassung, Tachymetrie zur präzisen Festlegung von Punkten und Höhen sowie klassisches Handaufmaß für Details, Erstaufnahmen und Plausibilitätsprüfungen.

Durch diese Kombination entsteht eine belastbare Grundlage für Bestandsdokumentation, Raumbuch, Schadensanalyse und Planung. Historische Gebäude können so mit hoher Genauigkeit vermessen und gleichzeitig schonend behandelt werden, da großflächige Bauteilöffnungen oder provisorische Hilfskonstruktionen für die Vermessung in vielen Fällen entfallen.

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