Feuchtemessung bei Bauschäden

Bedeutung der Feuchtemessung in der Bauschadendiagnostik

Die Feuchtemessung ist ein zentraler Baustein jeder fachgerechten Bauschadendiagnose. Sie ermöglicht die quantifizierbare Erfassung von Feuchtegehalten in Bauteilen und Oberflächen und schafft damit eine belastbare Grundlage für die Beurteilung von Schäden. Typische Schadensbilder wie Schimmelbefall, Putzabplatzungen, Verfärbungen, Holzschäden oder Korrosion lassen sich erst dann technisch korrekt einordnen, wenn die tatsächliche Feuchteverteilung im Bauteil bekannt ist.

Ohne eine systematische Feuchtemessung bleibt die Beurteilung häufig auf Vermutungen beschränkt. Messwerte in Kombination mit Baukonstruktion, Nutzung und Klimabedingungen erlauben dagegen eine klare Abgrenzung zwischen temporären Oberflächenfeuchten, konstruktiv bedingten Feuchtebelastungen und dauerhaft schädlichen Durchfeuchtungen.


Grundlegende Diagnose von Feuchtigkeitsproblemen

Die Feuchtemessung dient dazu, Art und Ausmaß von Feuchtigkeitsproblemen präzise zu erfassen. Dabei werden unter anderem folgende Fragestellungen beantwortet:

– Liegt eine oberflächennahe Feuchte vor oder eine tiefreichende Durchfeuchtung?

– Handelt es sich überwiegend um nutzungsbedingte Feuchte, Kondensationsfeuchte, kapillar aufsteigende Feuchtigkeit oder von außen eindringendes Wasser?

– Welche Bauteilschichten sind betroffen (Putz, Mauerwerk, Estrich, Dämmung, Holzquerschnitte)?

Messwerte ermöglichen es, Feuchtequellen voneinander zu unterscheiden und die Ursache von Schäden – etwa Schimmelbildung, Materialverfall oder Korrosionsprozesse – technisch nachvollziehbar zuzuordnen. Damit wird vermieden, dass ausschließlich Symptome behandelt werden, während die eigentliche Feuchteursache bestehen bleibt.


Messmethoden und Messstrategie

In der Praxis kommen unterschiedliche Messverfahren zum Einsatz, die je nach Baustoff, Fragestellung und Eingriffsintensität kombiniert werden:

Oberflächenorientierte Messungen

Kapazitive oder widerstandsbasierte Messverfahren mit Elektroden, Sonden oder Kugelkopfsonden erlauben eine schnelle orientierende Erfassung von Feuchteverteilungen an Putz-, Mauerwerks- und Bodenoberflächen. Sie eignen sich zur Lokalisierung von Feuchteschwerpunkten und zur Abgrenzung unauffälliger von auffälligen Bereichen.

Tiefenorientierte Messungen

Eindringende oder eingebohrte Messelektroden sowie Messungen mit Mikrowellensonden ermöglichen Aussagen zum Feuchtegehalt in tieferliegenden Bauteilschichten. Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob Feuchte nur oberflächennah vorliegt oder bereits den Kern eines Bauteils erreicht hat.

Labor- und Referenzverfahren

Für besonders genaue Aussagen, insbesondere bei strittigen oder gutachterlichen Fragestellungen, können Probenahmen mit anschließender Laboranalyse (z. B. Darr-Verfahren zur Bestimmung der Massefeuchte) erforderlich sein. Diese dienen als Referenz für die Kalibrierung und Plausibilisierung orientierender Messmethoden vor Ort.

Die Wahl der Messmethode sowie die Anordnung der Messpunkte folgt einer klaren Messstrategie, die sich an Baukonstruktion, Schadensbild und Fragestellung orientiert.


Grundlage für sachgerechte Sanierungskonzepte

Die Ergebnisse der Feuchtemessung bilden die fachliche Grundlage für die Planung von Sanierungsmaßnahmen. Aus den Messdaten lassen sich unter anderem ableiten:

– ob und in welchen Bereichen Trocknungsmaßnahmen erforderlich sind,

– ob Baustoffe getauscht oder erhalten werden können,

– ob zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen notwendig sind,

– welche Maßnahmen zur Reduzierung von Kondensation oder Nutzerfeuchte erforderlich sind,

– wie lange Trocknungs- und Beobachtungszeiträume anzusetzen sind.

Ohne eine fundierte Feuchtemessung besteht das Risiko, dass Sanierungen nur kurzfristig Wirkung zeigen oder die eigentliche Ursache des Schadens unberücksichtigt bleibt. Eine technisch begründete Feuchteanalyse reduziert Fehleingriffe, unnötige Kosten und Nacharbeiten.


Bedeutung für Gutachten und rechtliche Auseinandersetzungen

In Gutachten zu Bauschäden haben Feuchtemessungen zentrale Beweisfunktion. Dokumentierte Messwerte mit Angabe von Messverfahren, Messpunkten, Messzeitpunkt und Randbedingungen ermöglichen eine überprüfbare Darstellung des Feuchtezustands.

Gutachten, die auf nachvollziehbaren Feuchtemessungen beruhen, sind in der Regel:

– besser nachvollziehbar und prüffähig,

– fachlich belastbarer in der Beurteilung der Schadensursachen,

– klarer in der Ableitung von Sanierungsempfehlungen,

– besser geeignet als Grundlage bei außergerichtlichen Einigungen oder gerichtlichen Verfahren.

Die Kombination aus Messwerten, Fotodokumentation und bauphysikalischer Bewertung unterstützt eine fachlich fundierte und nachvollziehbare Beurteilung der Bausubstanz.


Fazit: Feuchtemessung als Schlüssel zur zielgerichteten Sanierung

Die Feuchtemessung bei Bauschäden ist ein unverzichtbarer Schritt, um Feuchtigkeitsprobleme korrekt zu diagnostizieren. Sie ermöglicht die Identifikation der Feuchteursachen, die Bewertung des Schädigungspotenzials und die Entwicklung technisch sinnvoller, dauerhaft wirksamer Sanierungskonzepte.

Als Grundlage für Gutachten, Sanierungsplanung und Qualitätssicherung trägt eine systematisch durchgeführte Feuchtemessung dazu bei, Bauschäden nachhaltig zu beheben und Fehlentscheidungen bei der Instandsetzung zu vermeiden.

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